Gwendolyn Dwyn Andraste
  Whippington - Ein Tag in der Stadt (RP)
 

Sehr früh am Morgen schon, machte ich mich auf den Weg Richtung Whippington. Ein weiterer herrlicher Sonnentag hatte schon begonnen. Die Sonne schob sich langsam hinter den Wäldern höher und trocknete die Tautropfen der Nacht. Heute war wieder Markt und ich hatte eine Menge zu besorgen. Ich ließ die Zügel locker, krallte mich in die schwarze Mähne meines Friesenhengstes, sog den Duft des Morgens ein und duckte mich hinter seinen massigen Hals. Im gestreckten Galopp trug mich Lui immer näher den Stadtmauern entgegen. Der Zugwind zerrte sanft an Haar und Kleidern und ich genoss seine raumgreifenden Schritte, das schwere Stampfen seiner Hufe, die vorbeifliegende Landschaft. Als wir schließlich auf die Strasse gelangten, drosselte er sein Tempo und trabte gelassen und mit stolz erhobenem Kopf auf das Stadttor zu. Aus der Ferne konnte ich erkennen, das die Wachen gerade das Tor öffneten und die Männer die des Tags das Ein und Aus der Stadt bewachten, nahmen ihre Posten ein. Ich erinnerte mich, anfangs stellten sie sich mir noch in den Weg, doch mittlerweile hoben sie die Hand an die Stirn, grüßten nickend und ließen mich ohne Umschweife passieren. So auch an diesem Tag und Lui’s schwere Hufe klopften über das städtische Pflaster, wie von selbst fand er den Weg in den Stadtgarten. Das Tor hineinzu stand auch heute offen und er zögerte nicht hindurch zu gehen, schnell duckte ich mich auf seinem Rücken um mir nicht den Kopf zu stoßen und schmunzelte ob seiner Vorfreude auf das saftige Gras. Unruhig tänzelnd, als könne er es nicht erwarten dass ich endlich absteige, trappelte er auf dem unbefestigten Weg in Richtung Fallobstwiese. Die Vöglein in den austreibenden Obstbäumen begrüßten uns aufgeregt schwatzend. Ich rutschte also aus dem Sattel, begleitet von einem zufriedenen Schnauben aus Lui’s Nüstern. Schmunzelnd klopfte ich seinen massigen Hals und zog die Zügel über seinen Kopf, verknotete sie unter seinem Kinn und kürzte sie so, dass er nicht darauf treten konnte. Aus der Satteltasche angelte ich eine Mohrrübe, die mir Wolf heute Morgen noch zugesteckt hatte und verfütterte sie an meinen treuen Freund. Ich lockerte seinen Sattelgurt unten am Bauch und hielt kurz inne.

Durch Lui’s Beine hindurch sah ich hinter einigen Obstbäumen eine Frau die sich an irgendetwas zu schaffen machte. Als ich mich aufrichtete und um Lui herumtrat, konnte ich erkennen, es war ein dünner Strick, den sie versuchte an einem der Bäume zu befestigen. Leicht irritiert ob ihrem Vorhaben trat ich näher um herauszufinden was sie damit wohl bezweckte. Ein Zweig knackte trocken unter meinen Stiefeln und die Frau fuhr erschrocken herum. „Ah, guten Morgen Nahema" grüßte ich freundlich und winkte beim Näherkommen. Die Waschfrau entspannte sich und lachte mir entgegen, „Gwen, dass man Dich auch mal wieder trifft. Hat die Keltensteinsche Herde schon alles Gras rund um die Burg verputzt?" scherzte sie mit einem Blick auf Lui. Lachend schüttelte ich den Kopf und nahm ihr den Strick aus der Hand. „Lass Dir helfen" bot ich ihr an und sprang hoch zu einem dicken Ast. Mit einer Hand hielt ich mich am Ast, die Beine zog ich auf die Astgabel und suchte nach Halt, dann knotete ich die Leine oben am Baum fest und sprang wieder herunter. Nahema gab mir das andere Ende in die Hand und deutete auf den nächsten Baum. Dort wiederholte ich die Prozedur, nicht ohne abzuwägen, ob die Leine auch in der richtigen Höhe für Nahema hing. „Vielen Dank für Deine Hilfe, mir selbst fehlten die entscheidenden fünf Zentimeter." lachte die Waschfrau und trug einen Weidenkorb mit nasser Wäsche heran. Ich griff nach einem Ihrer Rockzipfel und zupfte leicht daran „Und damit auf Bäume klettern… schwierig." gab ich nickend zur Antwort. Während Nahema die Wäsche zum Trocknen über die Leine hing, lehnte ich an einem der Bäume und wir schwatzen eine Weile über die jüngsten Geschehnisse in der Stadt. Fast flüsternd berichtete die Waschfrau dass man die freche Krümelmaus immer noch nicht gefunden hatte, die ganze Stadt grämte sich vor Sorge und kein Tag verging, an dem man nicht nach ihr suchte. „Ich bin sicher, die Polizei wird sie sehr bald unversehrt finden." versuchte ich die aufgebrachte Nahema zu beruhigen und legte ihr eine Hand auf die Schulter als sie alle Wäsche aufgehängt hatte. „Mmh, nichts gegen die Zamo und Maju, aber Krümel ist schon zu lange weg, sodass ich weder an einen ihrer Scherze glauben mag, noch daran, dass man sie unversehrt findet." sie bückte sich nach dem leeren Weidenkorb und wir gingen gemeinsam in Richtung Villenviertel. An einem besonders schönen großen Haus, ich wusste nicht er darin wohnte, blieb Nahema stehen und klopfte mit Hilfe des Gusseisernen Klopfringes an die Tür. Eine sehr hübsche junge Frau öffnete ungestüm die Tür und begrüßte die Waschfrau sehr herzlich. „Nahema, ich warte schon auf Dich… viel viel Wäsche hat sich angesammelt." dann sah sie mich und hob fragend die Augenbrauen. „Gestatten dass ich mich vorstelle, Gwendolyn." absichtlich verzichtete ich auf den vollen Namen und den Titel um weder Fragen noch Vorurteile zu provozieren. Die junge Schönheit begrüßte mich mit einem herzlichen Händedruck und einem freundlichen Lächeln und stellte sich als Alex vor. Nach einem kurzen Schwatz mit Nahema während sie deren leeren Weidenkorb mit einem besonders großem Haufen Schmutzwäsche füllte sah sie uns beide, Nahema und mich etwas betreten an. „Was denn Alex?" lachte Nahema amüsiert über den schüchternen Blick der hübschen Alex. „Nun, ich hab noch mehr Wäsche…" druckste sie rum und trat leicht verlegen von einem Bein aufs andere. „Na dann her damit!" forderte Nahema auf und griff unter ihre Schürze um einen Leinensack hervorzuholen, den sie dann Alex entgegenstreckte. Der Sack wechselte den Besitzer und wurde, proppenvoll, mir in die Hand gedrückt. Überrascht aber nicht unwillig, griff ich nach dem schweren Sack und Nahema und ich verabschiedeten uns von Alex. Als wir einige Schritte von dem schönen Haus entfernt waren und uns noch mal umdrehten um Alex zuzuwinken, erklärte mir die Waschfrau: „Alex ist erst von einer langen Reise zurückgekommen, darum so viel Wäsche." „Ahhhhh, jetzt versteh ich." Wortlos folgte ich Nahema zu ihrem Waschplatz auf dem Marktplatz und beobachtete das reger werdende Treiben in der Stadt. Die Markstände waren schon aufgebaut und die meisten Waren lagen schon in der Auslage, hübsch angerichtet und zur Geltung gebracht um die Kauflust der Städter zu wecken. An dem Stand des Goldschmiedes, konnte ich beobachten, wie eine sehr elegante Lady die silbernen Ketten in den feinen Händen hielt. Die Waschfrau indessen machte sich daran die Wäsche zu sortieren und war einen Augenblick schon dabei die einzelnen Stücke einzuweichen. „Danke für Deine Hilfe Gwen," sagte sie und nahm mir den Leinensack aus der Hand „Du kannst ruhig Deinen Geschäften nachgehen, es sei denn Du bist in die Stadt gereist um mir mit der Wäsche zu helfen." scherzte sie und zupfte an den Bändern des Leinensacks. „Nein… eigentlich nicht." entgegnete ich grinsend und verabschiedete mich mit einem Kuss auf die Wange von der tüchtigen Nahema. „Ich wünsche Dir noch einen schönen Tag und ich hoffe wir sehen uns bald wieder."

Dann ging ich die enge Gasse zwischen den Markständen in Richtung Goldschmied um diese Lady näher zu betrachten. „Oh… auf diesen schönen Hals warte ich schon." rief der Goldschmied und eilte hinter seinem Tisch hervor. Die eine Hand auf seinem Goldsäckel die andere mit einer güldenden Kette bewaffnet. Noch ehe ich mich versah, legte er mir die kühle Goldkette um den Hals und schloss sie im Nacken. „Steht euch hervorragend schöne Frau!" er zupfte an der Kette herum und schob mich vor einen fast blinden Spiegel. „Seht wie sie euer hübsches Gesicht zur Geltung bringt… eigentlich sollte ich sie euch schenken… aber ein armer Handwerker wie ich…" er schwatzte und schwatzte und zwinkerte mir unentwegt zu. Fast schon war ich versucht nach meinem Lederbeutel zu greifen den ich zwischen meinen Brüsten unter der Bluse verstaut hatte, doch dann besann ich mich und nahm die Kette ab. „Vielen Dank, aber ich mag keinen Schmuck Herr Goldschmied." Als er mich enttäuscht anschaute fügte ich noch schnell hinzu. „Obwohl ich bei euren Werken schon fast nicht nein sagen kann… doch ehrlich gesagt, ich kann es mir auch gar nicht leisten." flunkerte ich und setzte mein charmantestes Lächeln auf. Bei den Worten „nicht leisten" griff er behände nach seiner Kette und erklärte mir „Nun, eine Schönheit wie ihr es seid, findet mit Sicherheit fix einen gut betuchten Gönner." Ich schnappte nach Luft, doch schluckte ich meine Empörung über seine zweideutige Aufforderung herunter. ‚Typisch Geschäftemacher’ dachte ich bei mir, laut sagte ich „Vielen Dank Herr Goldschmied, sobald sich jemand findet, sehen wir uns wieder, ganz gewiss!" ich lächelte und deutete einen Knicks an, dann ergriff ich die Flucht vor diesem tüchtigen Geschäftsmann, bevor er mir doch noch was aufschwatzte.

Die unbekannte Lady ging zufällig den gleichen Weg und vor lauter Eile, stieß ich direkt mit ihr zusammen. „Oh verzeiht, wie ungeschickt." entschuldigte ich mich und bückte mich nach der neu gekauften Silberkette, die sie fallen gelassen hatte. Ich kam nicht umhin ihre zarten Füße die in feinen Schuhen steckten zu bewundern und beim Aufstehen betrachtete ich das auffallend elegante Kleid das ihr so hervorragend gut stand. „Es ist doch nichts passiert" lächelte die Lady sanftmütig und nahm mir die Kette aus der Hand. „Vielen Dank, wer bist Du?" „Gwendolyn nennt man mich, Lady…" „Heike, so nennt man mich." lächelte sie freundlich und deutete einen Knicks an. Ich spürte wie mir die Hitze in die Wangen stieg angesichts soviel Eleganz und Charme, rang nach Worten, doch mir wollte nichts mehr einfallen. So verabschiedete sich die Lady, sichtlich amüsiert über meine Sprachlosigkeit und mein tumbes Starren und ging mit rauschenden Röcken davon, ohne sich noch einmal umzudrehen.

„Das ist die Herrin von Aylin" raunte mir eine sonore Stimme ins Ohr und lies mich herumfahren. „Nimrod, meine Güte, hast Du mich erschreckt." „Schlechtes Gewissen?" neckte er und hakte sich bei mir ein. Mit mir an der Hand steuerte er auf einige Tische und Bänke zu, bedeutete mir mich zu setzen und winkte nach dem Mädchen das die Gäste hier bediente. „Zwei Krüge Met für uns!" orderte er und setzte sich mir gegenüber. „So früh am Morgen trinkst Du schon Met?" fragte ich ungläubig und er lachte mir ins Gesicht „Du doch auch! Ich hab zwei Krüge bestellt!" Kopfschüttelnd konnte ich mir ein Lachen ob seiner frechen aber charmanten Art nicht verkneifen. Er griff nach meinen Händen und zog sie über den Tisch, sein Blick fixierte den meinen und er sprach in dieser leicht belegten schwindelerregenden tiefen Stimme zu mir „Was machst Du hier, bist Du als Zeuge bestellt für den Gerichtstermin?" „Gerichtstermin?" ich stutze. „Sag bloß Du hast nichts mitgekriegt… Sabrina ist angeklagt." „Welche Sabrina?" Nimrod drückte schmerzhaft meine Hände und ich bedankte mich mit einem frechen Grinsen. „Unverbesserlich bist Du." schalt er mich und bedankte sich bei dem Mädchen das die Metkrüge brachte. Gerade als ich meinen Geldbeutel aus der Bluse angeln wollte bemerkte ich Nimrods anzüglichen Blick. „Mach nur weiter Gwen… lass Dich nicht aufhalten…" grinste er frech und starrte auf meinen Ausschnitt „Aber lass Dir nicht einfallen zu bezahlen, Du bist eingeladen." Also öffnete ich nur einen Knopf meiner Bluse, sozusagen als Dank für die Einladung und nahm einen Schluck Met. „Wer hat Sabrina denn angeklagt?" fragte ich neugierig über den Krug hinweg und Nimrod erzählte mir ausführlich die ganze Geschichte. „Ah so…, na dann dürfen wir ja gespannt sein." gab ich grinsend zur Antwort.

„Na wen haben wir denn da?" tönte eine mir wohl bekannte Stimme und eine warme Hand legte sich auf meine Schulter. Nimrod erhob sich zum Gruß für den Bürgermeister und rutschte um Platz zu machen. „Die Burgherrin kommt zu uns in die Stadt. Ist es Dir zu windig oben auf der Burg?" scherzte der Bümei und blieb neben mir stehen. „Nein Sir." gab ich nur knapp zur Antwort und schickte ein Stoßgebet in den Himmel, dass er sich hoffentlich nicht an mein Nichterscheinen zum vereinbarten Termin vor einigen Wochen erinnerte. „Was machst Du dann hier?" sein Griff auf meiner Schulter festigte sich und er drückte mich unsanft. Ich hob den Blick und lächelte ihn unschuldig an „Ich möchte nur für meine Gäste einige Besorgungen verrichten, dann verschwinde ich auch schon wieder Earl… ähm, Sir." Der Bürgermeister lachte schallend, lies mich aber nicht los. „Was für Besorgungen sind das? Du sitzt hier und trinkst vormittags schon Met. Ist das so Sitte in Irland?" peinlich berührt duckte ich den Kopf zwischen die Schultern und wurde mir bewusst, das mittlerweile einige neugierige Blicke auf mich gerichtet waren. Ich versuchte die Hand an der Schulter abzuschütteln und etwas wegzurutschen. „Wollt ihr uns nicht Gesellschaft leisten Sir Earl… ähm." gab ich ausweichend zur Antwort. „Nein, Du leistest mir Gesellschaft, jetzt!" donnerte er und zog mich am Arm hoch. „Nimrod, Du entschuldigst uns doch?" zwinkerte er dem Jäger zu und zerrte mich von der Sitzbank weg. „Selbstverständlich Herr Bürgermeister." lächelte Nimrod etwas hilflos und wich meinem bittenden Blick aus. Im festen Griff des Bürgermeisters lies ich mich durch die wachsende Menschenmenge scheuchen. Als ich begriff dass er mich Richtung Rathaus dirigierte, wurde mein Hals zunehmend trockener, doch wie sollte ich mich aus der Situation retten?

to be continued

Ich erbitte bei der Stadtkämmerei je 2 Goldstücke für Nimrod und Nahema, weil sie mir stets vorurteilsfrei und freundlich gegenübertreten. Und bitte jeweils ein weiteres Goldstück für Krümel, Alex, Black Rose Heike, Aylin und Sabrina, weil sie mir Stoff zum Schreiben gaben und ich somit hoffentlich mein Konto auffüllen kann um zumindest etwas für die bevorstehende Miete zu verdienen.

Vielen Dank

Gwendolyn Dwyn Andraste

Burgherrin zu Keltenstein

Dorn im Auge aus Leidenschaft *grinsel

 
 
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