Gwendolyn Dwyn Andraste
  Keltenstein - Trainingsstunde (RP)
 

Ich war gerade dabei mir die Haare hochzustecken für die heutige Trainingsrunde, als ich die gellenden Rufe der Falken Atlas und Lug durch das offenstehende Fenster vernahm. Mit schmerzverzerrtem Gesicht, ob der Haarnadel die ich mir gerade in die Kopfhaut gestochen hatte, schaute ich hinunter auf den Burghof und sah Lejah mit Lug auf ihrem Arm sitzend während sie mit den Lederriemen um Atlas’ Füße hantierte. Der saß auf der schulterhohen Mauer der Terrasse zum Jagdzimmer und spreizte seine imposanten Flügel. Deutlich konnte ich die hübsch verzierte Kappe erkennen, die seinen Kopf schmückte und sich in den typisch abgehackten Bewegungen drehte, als wolle Atlas in alle Richtungen lauschen. Auch wurde mir in diesem Moment zum ersten Mal bewusst, wie viel größer Atlas doch als Lug ist. Ein Blick auf Lejah’s Kleidung und ich war zufrieden mit der Wahl meiner eigenen Kleidung. Beide trugen wir Hosen, sie eine von hellem braun, ich eine schwarze, enganliegende Blusen mit langen Ärmeln, beide weiß. Lejah hatte sich zusätzlich eine dunkelbraune, wahrscheinlich lederne Weste angezogen, soweit ich das von hier oben erkennen konnte. Schnell richtete ich meine Haare, damit mir der Wind nicht die Strähnen aus dem Dutt ziehen konnte und lief aus dem Zimmer. „Schatz?" ich lauschte, doch es kam keine Antwort. Weder von Krynoro, noch von Don. Also waren die beiden wohl schon frühstücken gegangen. Ich flog die Treppen hinunter, so schnell dass mir bald schwindlig wurde und strauchelte fast am Ende so sehr eilte ich mich hinaus zu kommen um Lejah nicht länger warten zu lassen. „My Lady… euer Kaffee!" rief mir Marga noch aus der Küche nach. „Keine Zeit!" antwortete ich und rannte fast Gonscher über den Haufen, der mit einer Hand voll Kräuter durch die offene Türe kam. Er konnte gerade so ausweichen und lachte mir hinterher „Ich wünsch euch auch einen guten Morgen, Burgherrin." Grinsend schaute ich über die Schulter zurück und winkte ihm zu, da ich schon zu weit entfernt war um noch von ihm verstanden zu werden. Ich verlangsamte meine Geschwindigkeit um die Tiere nicht aufzuschrecken. Die Falken saßen ruhig auf ihren Plätzen, ruckten mit den Köpfchen in alle erdenklichen Richtungen und Klaus führte gerade Ava und Lui gesattelt und gezäumt aus dem Stallgebäude. „Guten Morgen Lady Gwen." lächelte er mir auf seine kennzeichnende Art entgegen. Auch ich begrüßte erst ihn, dann meinen Lui, legte meine Hand um sein weiches Maul und flüsterte ihm einen irischen Gruß in seine wachsam zuckenden Ohren. Als würde er mich verstehen, schnaubte er leise und zupfte an meiner Handfläche mit seinen weichen Lippen. Dann schüttelte er seine lockige Mähne und riss den Kopf nach oben Voller Lebensfreude klang sein schallendes Wiehern und Ava lies sich gleich anstecken, stieg mit den Vorderhufen einige Zentimeter auf. „Die freuen sich genauso wie die Falken!" lachte Lejah und kam mir mit Lug auf dem Arm entgegen. „Guten Morgen Gwendolyn." begrüßte sie mich lächelnd mit einem Nicken. „Guten Morgen, entschuldige bitte meine Verspätung…" doch sie winkte nur lächelnd ab und reichte mir einen dicken lederbewährten Handschuh. Ich schlüpfte gleich hinein und schloss ihn anhand der Lederbänder um meinen Unterarm. „Schön fest anziehen, damit er nicht verrutscht." instruierte mich Lejah und half mir den Handschuh in die richtige Position zu rutschen. Ich ächzte leicht vor Anstrengung und malte mir aus, wie es sich anfühlt, wenn der Handschuh verrutscht und Lug seine Krallen in meinen Arm schlug. Schnell schüttelte ich den Gedanken ab und ruckte an dem Handschuh. „Sitzt fest, gerade so, dass er mir nicht das Blut abschnürt." Lejah nickte zufrieden und hob mit der freien Hand meinen Arm in eine waagrechte. „Pass auf, Lug ist zwar noch ein Jungtier, aber er hat schon Gewicht." und schon spürte ich wie der Vogel von ihrem Arm auf den meinen wechselte. Ehrfürchtig betrachtete ich den schönen Lug, sein helles Gefieder am Bauch mit den hübschen dunkleren Flecken. Seinen leuchtend gelben Schnabel der an der Spitze einen gefährlich spitz anmutenden Haken aufwies. Sogar durch das dicke Leder konnte ich seine Krallen spüren, die sich kraftvoll um die Wölbung meines Unterarms legten. „Zunächst solltest Du lernen, mit dem Falken auf dem Arm in den Sattel zu steigen." sprach Lejah ganz leise und korrigierte die Haltung meines Armes ein wenig. „Huhhhhhhh! Wie soll ich das den anstellen?" „Es bleibt Dir nicht erspart. Wir werden nicht jagen können, solange Du den Falken nicht halten lernst. Dazu musst Du ein Gefühl bekommen, wie es sich anfühlt ihn während des Reitens zu halten. Auch werden wir einige Zeit damit verbringen, in der Du ihn nur spazieren trägst. Du wirst sehen, nach einer Weile wird er immer schwerer." Lejah grinste amüsiert ob meines verschreckten Gesichtsausdruckes. „Und letztendlich musst Du ihn auch Füttern, mit Hühnern und Küken, mit lebendigen Hühnern und Küken." Sie verkniff sich ein Lachen und klopfte mir auf die Schulter. „Das kriegen wir schon Gwendolyn, keine Bange." Und schon schob sie mich in Richtung des geduldig wartenden Lui, der neugierig seinen Kopf in unsere Richtung streckte um den Falken zu beschnuppern. Ich lies ihm seinen Willen, bis er sich an den Geruch des Vogels gewöhnt hatte und trat an die linke Seite des großen Hengstes. Das linke Bein hob ich in den Steigbügel, während ich mich mit der rechten Hand am Sattel einhielt. „Streck den Arm aus, damit Du Lug nicht einklemmst." wies mich Lejah an, also streckte ich den linken Arm weit von mir. Lug hob seine Flügel leicht an um meine ruckartige Bewegung auszubalancieren und nicht abzurutschen. Etwas hilflos suchte ich den Blick von Lejah, doch die nickte mir nur aufmunternd zu. Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, wie sich Marga und Gonscher die Nasen am Küchenfenster plattdrückten und mich beobachteten. Ich seufzte und beschloss mich nicht weiter umzusehen, die Fensterreihen abzusuchen, wer weiß schon wie viel Schaulustige sich noch eingefunden haben. Also stieß ich mich ab und zog mich in den Sattel. Um ein Haar wäre ich rücklings auf den Burghof gefallen, doch Lug sei Dank, bekam ich mein Bein ohne anzustoßen über Lui’s Rücken und saß sicher im Sattel. Ungläubig schaute ich auf den Falken der ganz ruhig auf meinem Arm saß und gerade seine Flügel wieder anlegte und sich entspannte. „Gut gemacht!" lobte mich Lejah und hastete zu Atlas, der immer noch auf der Mauer thronte. Ich beobachtete wie elegant sie trotz dem riesigen und sicher schweren Vogel auf dem Arm in den Sattel glitt und dabei noch die Zeit fand, die Stute Ava mit einem leisen Sing Sang zu beruhigen. „Los geht’s!" freute ich mich und bedeutete Lui mit einem Schenkeldruck loszugehen. Lejah schloss mit Ava auf und so ritten wir Seite an Seite mit unseren Falken durch das Burgtor.

 

Sie hatte es tatsächlich ernst gemeint, dass ich erst lernen musste Lug zu tragen. Denn draußen auf den Feldern lies sie mich einige Male ab- und aufsteigen und einige hundert Meter weit mit dem Vogel auf dem Arm, mit dem Pferd an der Hand über die unwegsamen Felder gehen. Zunächst war ich etwas enttäuscht, doch dann ließ sie Atlas fliegen und ich war mehr als versöhnt. Es ist ein herrlicher Anblick wenn er seine Schwingen hebt und hoch hinaufsteigt in die Lüfte, sich dann tragen lässt vom Wind und schließlich herabsticht wie ein von den Göttern abgesendeter Pfeil. Ich fürchtete schon Atlas würde einfach in Lejah reinfliegen, so schnell schoss er auf sie zu, holte sogar noch einmal Schwung, doch kurz zuvor stellte er sich gegen den Wind und kam auf Lejah’s Arm zur Ruhe. Die federte die Wucht seiner Landung elegant durch ein angedeutetes Beugen der Knie auf und lobte den Falken mit sanfter Stimme. Sie schnappte meinen bewundernden Blick auf und lächelte nicht ganz ohne Stolz „Es dauert Jahre bis Falkner und Falke eine solch innige Verbindung aufbauen. Du hast nicht ein Wort von mir gehört, Atlas folgt ausschließlich auf meine Handzeichen. Du und Lug, ihr werdet euch Anfangs über kurze und leicht zu merkende Befehle verständigen. Du musst noch viel lernen Gwendolyn, aber ich erkenne in Deinem Umgang mit Lug, ihr werdet sehr gute Fortschritte machen." Ich freute mich sehr ob dieser Voraussage, doch um ehrlich zu sein, der Arm wurde mir langsam immer schwerer. Jedes mal wenn Lug sein Gewicht verlagerte, schmerzte es in meiner Schulter. Lejah erkannte dies wohl an meinem gequälten Gesichtsausdruck und wir schickten uns an zurück zur Burg zu reiten.

 

Dank Klaus und Wolf, wurden die Pferde sofort versorgt, kaum als wir aus den Sätteln rutschten. Mit den Falken auf den Armen, stiegen wir in den Turm hinauf wo wir unterwegs Krynoro trafen. „Na? Was gibt’s feines zum Abendbrot? Falke oder Hase?" sagte er ernst, aber ich sah genau das schalkhafte Blitzen in seinen Augen. Auch Lejah kannte den Burgherren inzwischen gut genug um sich ob seiner frechen Worte nicht aufzuregen, so gingen wir nur lächelnd an ihm vorbei und brachten die Falken in ihr Zimmerchen im Turm. Es war eine Wohltat Lug auf seiner Stange abzusetzen und die schmerzende Schulter zu entlasten. Glücklich beobachtete ich die schönen Vögel, die hastig ihr Abendessen hinunter schlangen, dass ihnen Lejah reichte.

 
 
  Heute waren schon 20 Besucher (39 Hits) hier!  
 
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden