Anderswelt |
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Früh am Morgen kroch ich vorsichtig aus dem großen Bett um meinen Herren nicht zu wecken. Leise holte ich mir meinen "Kampfanzug", wie mein Herr Krynoro stets amüsiert zu sagen pflegt aus dem Schrank und schlich auf Zehenspitzen aus dem Schlafzimmer, hoch oben im Turm. Nachdem ich ausgiebig Körperpflege betrieben hatte schlüpfte ich in meine engen Hosen, das figurbetonte Leibchen und die Stiefel. Meine langen Haare band ich zu einem strengen Zopf zusammen und hüllte mich in meinen Umhang. So betrachtete ich mich im hohen Spiegel und musste schmunzeln. "So unrecht hat er nicht, ganz in schwarz, da kann einem schon das Fürchten kommen" dachte ich bei mir und polterte in den schweren Stiefeln die lange Treppe hinab in die Burg. Unten angekommen streckte ich meinen Kopf durch die Tür zur Küche wo ich meine treue Marga vermutete. Doch sie war sicherlich irgendwo anders beschäftigt denn in der Küche dampfte nur der Inhalt eines Topfes vor sich hin. Also ging ich hinaus auf den Burghof und stapfte über das Pflaster. Ich sah mich um, doch konnte niemanden erkennen. Ein Pfiff durch die Zähne und schon hörte ich das freudige Jaulen meiner treuen Dogge Don. "Guten Morgen Du Derwisch!" lachte ich ihm entgegen, als er wie ein zu groß geratener Welpe über den Burghof tollte und freudig bellend an mir hochsprang. Ich tätschelte seinen großen Kopf und bemühte mich vergebens ihn am hochspringen zu hindern. "Keine Manieren sind besser als schlechte Manieren" witzelte ich und klopfte dem großen Hund die Seiten, woraufhin er sich an meine Beine lehnte und meine Hände leckte. "Na los," forderte ich ihn auf und ging voran in den Stall wo mich Lui schon mit einem ohrenbetäubenden Wiehern begrüsste. "Guten Morgen mein Schöner" begrüsste ich ihn mit sanfter Stimme und trat an seine Box um ihn seine Frühstücksportion Hafer zu geben. Während Lui zufrieden den Hafer frass und Don um meine Beine schwänzelte striegelte ich den großen Hengst und zäumte ihn dann auf. Mit sanfter Stimme sprach ich auf die beiden Tiere ein und führte den Rappen langsam auf den Burghof. Nachdem Lui seine Nüstern mit der frischen Morgenluft vollgesogen hatte und sein Tänzelei auf dem Pflaster beendet hatte, schwang ich mich in den Sattel, richtete meinen Umhang und zog meine ledernen Handschuhe an. So gerüstet konnte mir der kalte Luftstrom nichts mehr anhaben, als ich gleich darauf im schnellen Gallopp Richtung Stadt preschte. Lui genoß diesen Auslauf und seine kräftigen Beine holten weit aus. Don hatte alle Mühe uns zu folgen, lies sich jedoch nicht abhalten seine Hundeschnauze in den ein oder anderen Kanninchenbau zu stecken. Als wir auf die befestigten Wege zurückkehrten donnerten Lui's Hufe lautstark über den harten Boden und ich hatte Mühe ihn zu zügeln. Vor den Toren Whippingtons bremste ich den temperamentvollen Hengst in den Schritt und passierte ungehindert die Stadtwache. Die Leute auf den Strassen der Stadt grüssten mich erführchtig und steckte ihre Köpfe zusammen. Ich bilde mir ein dass die Gesichtsausdrücke bei den Männern und Frauen gleichermaßen bewundernd waren und lächelte stolz von meinem hohen Roß. Am Rande des Marktplatzes stieg ich aus dem Sattel und drückte einem Knaben einen Taler in die Hand damit er Lui tränkte und ein Auge auf ihn hatte. Don hingegen lies es sich nicht nehmen sofort mit wildem Gebelle ins Getümmel auf dem Marktplatz zu stürzen. Ich lief ihm so schnell ich konnte hinterher und packte ihn streng am Halsband. Daraufhin folgte er mir brav bei Fuss und niemand hätte gedacht, das Don eigentlich nur auf meinen Herrn Krynoro hört. So ging ich mit dem großen stolzen Hund an meiner Seite durch die Stände und probierte hier und dort die Leckereien die die Marketenderinnen feilboten. Am Ende des voller Menschen gedrängten Ganges zwischen den Marktständen, sah ich schon den Viehhändler. Ich konnte meinen Augen kaum trauen als ich erkannte, dass er diesesmal auch ein Pferd ausstellte. Und was für eins. Ich trat näher und hielt Don vorsichtshalber am Halsband zurück. Das Tier starrte vor Dreck und stand sichtlich apatisch mit hängedem Kopf auf dem schmutzigen Boden. Ich schritt langsam auf das Tier zu und sprach es mit sanfter Stimme an. Seine Ohren zuckten in meine Richtung doch weiter regte es sich nicht. Ein einst prachtvoller Hengst von unglaublicher Größe. Unter dem vielen Dreck erkannte ich das das Pferd ein Rappe sein musste. "Was habt ihr mit ihm gemacht?" fragte ich fassungslos den Viehhändler. "Ah, der alte Gaul, so hab ich ihn bekommen. Für 100 Taler könnt ihr ihn haben." "100? Du scherzt wohl! 20 bekommst Du und Schluss!" Ich drückte dem Händler die Geldstücke in die schmierige Hand und führte das Pferd langsam um den Markt herum. Der Händler rief mir noch etwas hinterher, doch das interessierte mich nicht weiter. Als ich mit dem Hengst bei Lui angekommen war, schnupperte dieser gleich interessiert. Langsam führte ich die beiden Pferde aus der Stadt, den übermütigen Don wegschubsend, der immer wieder um meine Beine schwänzelte. Vor den Stadttoren stieg ich in den Sattel und so trotteten wir nun als Quartett gemächlich in Richtung Burg. Auf dem Weg betrachtete ich immer wieder sorgenvoll das arme Pferd und taufte ihn auf den Namen Titan. In der Burg angekommen machte ich mich gleich daran Titan zu versorgen und zu säubern. Wenn ihr ihn jetzt auf der Weide stehen seht, stellt euch vor für 20 Taler habe ich ein derart stolzes Streitross erworben. Sein schwarzes Fell schimmert seidig und wenn das Tageslicht in einem bestimmten Winkel darauf fällt, huschen rote Schatten über den kräfigen Körper. Seine Mähne und sein Schweif sind dicht und buschig und in die weißen Fesseln und seine Blesse hab ich mich richtiggehend verliebt. Die nächsten Tage werde ich ihn zusammen mit Lui trainieren, seine Muskeln aufbauen und nicht zuletzt sein Vertrauen gewinnen. Damit er mich einst genauso treu über die Ländereien trägt wie Lui es stets tut.
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