Gwendolyn Dwyn Andraste
  Keltenstein - Das Glück dieser Erde... (RP)
 

Blähende Nüstern, zuckende Ohren und den Pferdekopf in den Himmel gestreckt. So stand Lui einen Moment auf der Lichtung und lauschte in die Ferne ehe er seinen Hals wieder beugte, ein Büschel der zart sprießenden Gräser abriss und begleitet von diesem beruhigenden Geräusch zwischen seinen Zähnen zermahlte. An dem kleinen Bächlein, wo ich saß, wogen sich die Uferpflanzen im lauen Wind und die ersten Blüten verströmten einen betörenden Duft. Das schnell fließende Wasser zauberte silberne Reflexe auf jeden Stein im Bachbett und floss in lustigen Wirbeln und Schnellen um die größeren Steine herum. Eine gewöhnliche Weidenrute und ein dünner Zwirn dienten mir als Angel, als Köder eine vorwitzige Fliege. Immer wieder zog ich die selbstgebaute Angel hoch und warf sie erneut aus, im gleichmäßigen Takt und ohne Hektik. Es dauerte nicht lange, bis eine kleine Bachforelle zu neugierig wurde und nach dem Köder schnappte. Ich zog das zappelnde Fischlein, am Zwirn aus dem Bach und lies es auf einem großen Stein am Ufer nieder. Mit einem handgroßen Stein erschlug ich das Fischlein und legte es zu den anderen in die geflochtene Tasche. Sieben kleine Fische teilten sich den Platz, genug für das Abendessen heute. Träge streckte ich meine Glieder aus und sog die Nase voller Frühlingsduft, bevor ich aufstand und die Tasche am Sattelzeug von Lui befestigte. Mit dem großen Hengst am Zügel spazierte ich los, zurück durch den dichten Wald. Die Augen ließ ich fest auf den Boden geheftet und bückte mich ab und dann nach dem einen oder anderem Kraut oder Pilz. Kräuter und Pilze verstaute ich alle in einem kleinen Körbchen welches an Luis Flanke baumelte. Die Vögel begleiteten mein leises Summen in ihrer unvergleichlichen Melodie und ich genoss den Spaziergang durch den jetzt lichter werdenden Wald in vollen Zügen. Als wir gemeinsam aus dem Wald traten, schreckten zwei Rehe zusammen, blieben aber auf der Wiese vor dem Wald stehen, den Blick misstrauisch auf mich und Lui gerichtet, jederzeit bereit die Flucht zu ergreifen. Langsam zog ich mich hoch in den Sattel und bedeutete Lui mit sanftem Druck in die Seiten einen Bogen um die Rehe zu machen. Nach wenigen Momenten drehte ich mich noch mal um und lächelte zufrieden, als die beiden Rehe sich wieder entspannt am zarten Frühlingsgras labten. Von ganz alleine zog Lui an, als ich die Zügel locker lies und lief ausgelassen und mit spürbarer über die Wiesen in Richtung Burg. Aus der Ferne konnte ich die Turmspitze schon sehen und erkannte auch, das jemand das Bettzeug auf den Fenstersims gelegt hatte. Je näher die Burg kam, desto besser erkannte ich die stellenweise moosbewachsenden alten Mauern. Die feinen Risse und groben Spalten im Gemäuer. Die wenigen anspruchslosen Pflanzen die sich in diesen Ritzen heimisch fühlten und die Burg auf eine ganz besondere Art schmückten. Ich sah die Pferde auf der Koppel und drei Personen, war aber noch zu weit entfernt um diese zu erkennen. Der laue Wind trug mir die Burggeräusche abgeschwächt entgegen, darunter auch ein glockenhelles Lachen. Ich lenkte Lui in Richtung der Koppel um zu sehen wer die drei Personen waren. Als ich näher kam, winkte mir eine der drei schon zu und ich hörte wieder dieses helle Lachen, vermischt mit dem Zwitschern der Vögel, wie eine Ode an den Frühling. Sylvi in dunkelgrünen engen Reithosen, einer weißen weiten Bluse und in schwarzen polierten Stiefeln ging mir einige Schritte entgegen. „Meine Güte Sylvi, Du siehst aus wie eine Lady!" kam es mir überwältigt über die Lippen. „Ja, warum auch nicht?" scherzte die Nymphe und knickste übertrieben in ihrem feinen Gewand. Sie streckte mir die Hand entgegen um mir aus dem Sattel zu helfen, also schwang ich ein Bein über Luis breiten Rücken und rutschte heraus. Ich zog an der ausgestreckten Hand und somit Sylvi in meine Arme, legte ihr beide auf die Schultern und hielt sie eine Armlänge von mir entfernt um sie zu mustern. „Du wirst mit jedem neuen Morgen schöner" beteuerte ich ehrlich bewundernd und beugte mich zu ihr, um ihr einen sanften Kuss auf die Stirn zu platzieren. „Und Du beschämst mich jedes Mal Gwendolyn" flüsterte sie errötend, machte aber keine Anstalten sich aus meiner Umarmung zu befreien. In einer Hand Luis Zügel, in der anderen hielt ich Sylvi und während sie aufgeregt erzählte, wie gut sich Kardiwor, ihr Geburtstagsgeschenk vom Burgherren machte, gingen wir in Richtung Koppel. „…. ja und er rennt wie der Wind!" beendete sie den Redeschwall als wir am Gatter angekommen sind. Wolf und Klaus, die beiden Stallknechte warteten dort schon auf uns und beide überstürzten sich fast „My Lady Gwendolyn… wie schön euch zu sehen" schon hatte mir Wolf Luis Zügel aus der Hand genommen, einen Handkuss auf die ledernen Handschuhe die ich trug gehaucht und tätschelte Lui, lobte ihn ob seiner Schönheit und steckte ihm eine Leckerei aus seiner Hosentasche zu. Klaus nahm die geflochtene Tasche und den Korb ab und lies es sich nicht nehmen einen Blick hineinzuwerfen. „Mmh… das wird ein Festmahl geben Lady Gwendolyn. Marga wird begeistert sein." lobte er und legte Korb und Tasche auf ein kleines Bänkchen, bevor er Wolf mit dem Absatteln half. Grinsend betrachtete ich die beiden übereifrigen Männer und bestaunte wieder einmal ihren geschickten Umgang mit den Pferden. Routiniert und dennoch auf die Bedürfnisse des Pferdes eingehend, öffneten, tätschelten, ruckten, kraulten, rutschten, streichelten die beiden Pferd und Sattel mit einem immerwährenden leisen sanften Singsang. Über alle Maßen zufrieden mit den beiden Pferdeknechten wandte ich mich wieder Sylvi zu „Magst Du mir Deine und Kardiwors Reitkünste vorführen?" Eifrig nickend kletterte die kleine Nymphe durch das Gatter und lockte Kardiwor mit ihrer hellen Stimme. Der Hengst spitzte die Ohren und äugte neugierig zu seiner Herrin. Ohne zu zögern trottete er auf sie zu und vergrub seine Nase in ihrer Hand, lies sich hinter den Ohren kraulen und rieb seinen massigen Hals an Ihrer Schulter. „Oh, das nenn ich Pferdeliebe" grinste ich breit und lehnte mich bequem an den hohen Zaun. Wolf und Klaus hingegen, ließen Lui zu den anderen, nachdem sie ihn kurz abgerieben hatten. Lui trottete sofort zu seinen Kumpels Chevallier und Titan und nach kurzem Beschnuppern, beugten alle drei Hengste die Hälse und rupften am Gras. Sylvi hatte sich unterdessen auf Kardiwors ungesattelten Rücken gezogen und beugte sich vor um nach den improvisierten Zügeln zu greifen. Etwas skeptisch betrachtete ich das Gebilde aus Trense und Strick und zweifelte leise an der Funktionstüchtigkeit. „Hast Du kein Zaum- und Sattelzeug Sylvi?" Wolf trat neben mich und kam Sylvi mit der Antwort zuvor. „Das Zaumzeug ist zu klein für seinen Kopf und der Sattel so zerschlissen, das die Steigbügel wohl ziemlich bald abreißen werden. Wir haben versucht es zu reparieren, aber es sieht weder gut aus, noch ist es strapazierfähig." „Außerdem ist das Leder unten derart rau und mit Rissen überzogen, dass es ohne vernünftige Satteldecke eine Qual für den armen Kardiwor wäre." fügte Klaus noch hinzu und stellte sich an meine andere Seite. „Nun dann lasst euch vom Schatzmeister genug Taler geben, fahrt nach Whippington und kauft neue Sachen für ihn", ich nickte zu Kardiwor „und wenn ihr schon dort seid, dann nehmt noch ausreichend Leder mit, für künftige Reparaturen." „Sehr wohl My Lady" nickten die beiden nahezu synchron. Sylvi strahlte mich vom Rücken ihres Hengstes aus an und schnalzte mit der Zunge, woraufhin sich der Hengst umdrehte. „Jetzt pass auf Gwendolyn, Du wirst vor Neid erblassen!" lachte sie ausgelassen und drückte die Fersen in Kardiwors Seiten. Ansatzlos sprang der Hengst an und galoppierte aus dem Stand los. Staunend verfolgte ich das ungleiche Paar mit meinen Blicken. Sylvi schmiegte sich an seine Bewegungen als wäre sie mit dem Hengst verwachsen. Mit fliegender Mähne und fliegendem langen Haar preschten die beiden über die Weide. Dieses Schauspiel animierte die bis dahin friedlich grasenden Pferde die Köpfe zu recken. Es kam Bewegung in die kleine Herde und es dauerte nicht lange, da machten sich Kardiwors Freunde lustig bockend auf um hinterher zu stürmen. Sogar der kleine Sindri mit seinen kurzen Beinen lief in gemessenem Abstand hinter der Bagage her. Allen voran Sylvi mit Kardiwor. Grinsend beobachteten Wolf, Klaus und ich Sylvi als Herdenführerin und klatschten Applaus als sie die Weide zum ersten Mal umrundet hatten und an uns vorbei stampften. Erst nach weiteren vier Umrundungen bremste die Nymphe ihren Hengst und rutschte mit aufgeregt rotem Gesichtchen von dessen Rücken. „Hab ich Dir zuviel versprochen? Er ist ein richtiges Rennpferd!" fast platzend vor Stolz tätschelte sie den zitternden Hals Kardiwors und lies es zu dass er seine schäumende Schnauze an ihrer Bluse abwischte. „Mit ein wenig Training, wird er ausdauernder" bemerkte ich nicht ohne etwas Neid in der Stimme. Wolf strich mir tröstend über den Rücken und drückte mich kurz an sich. „Wo hat der Burgherr diesen Hengst nur aufgegabelt?" fragte er grinsend. Ich zuckte die Schultern und drehte mich weg, sammelte Korb und Tasche von der Bank auf und ging in Richtung Burg. „Ich muss zu Marga, bevor die Fische stinken." grinste ich breit und lief los.

 
 
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